Ergebnis:

In der aktuellen, weitgefächerten Literatur zu Kathinka Zitz sind wesentliche, hier nachgewiesene Fakten nicht angesprochen – entweder waren diese unbekannt oder blieben unbenannt. Persönliche Sichtweisen der K. Zitz und hieraus geschöpfte Interpretationen ohne weitere Verifizierung und Reflexion können selbstverständlich nicht maßgeblich sein, allein hierauf gründende Beurteilungen sind wertlos.
 
Von der Geschichtswissenschaft wird weitgehende Objektivität und  kritische Einstellung erwartet, Ergebnisse müssen nachprüfbar sein. Beweisregeln ordnen und erleichtern die Tatsachenfeststellung. Die abschließende Würdigung des Feststellungsergebnisses ist hiervon zunächst nicht berührt.

Allein die mit den notwendigen Anforderungen aus den konkreten Umständen bewiesenen, objektivierbaren Tatsachen können für eine Beurteilung herangezogen werden. Für einen Zusammenhang zwischen Tatsachen müssen die ermittelten positiven Fakten in der Gesamtbetrachtung überwiegen.

Was nicht beweisbar (verifizierbar) ist, entfällt. Meinungen, Vermutungen, Absichten und Spekulationen bleiben deshalb außer Betracht, sind allenfalls als nicht relevante Möglichkeiten anzusprechen.

Ihre über einige Jahrzehnte in unübersichtlicher Menge produzierten Texte sind beliebig und so gefaßt, dass unter Außerachtlassung zeitlicher Zusammenhänge für unterschiedliche Zustände, Gefühle und Anschauungen - aber auch für deren Gegenteil - einzelne Beispiele extrahiert werden können. Sie hat nach Bedarf und darüber hinaus, vornehmlich aber sich selbst produziert, oft und deutlich an der Realität vorbei, wofür Ihre autobiographischen „Skizzen“ überzeugendes Anschauungsmaterial sind.

Aktuell ist zu sehen, wie auch  eine moderne Autorin entgegen der Lebenswirklichkeit  mit autobiografischen Schriften ein gewünschtes Bild erreichte und sich damit ein als sachverständig vermutetes Publikum aus Geschichts- und Literaturwissenschaft nachhaltig beeinflussen ließ (s. "Luise Rinser. Ein Leben in Widersprüchen", Fischer Verlag FFM, April 2011).  Luise Rinser und K. Zitz verfuhren ähnlich, mit erstaunlichen Parallelen.  Mangelnde Objektivität und Objektivierung sowie ungenügende Faktenprüfung der sich mit den Texten befassenden Personen ließen  solche Konstruktionen zu.

In früherer Zeit benutzten Vogelsteller Leimruten. Eine häufige, weil leichte Beute waren die Gimpel. Offensichtlich sind  autobiographische Schriften ebenso zuverlässige "Leimruten".

K. Zitz kann zuverlässig  nicht nach eigenen Texten, sondern allein nach ihrem  Handeln oder Unterlassen bzw. objektivierbaren Fakten beurteilt werden.

Die bisherige Rezeption zu K. Zitz läßt maßgebliche Quellen und grundlegende Beweisregeln außer Acht, “Passendes“ wird unkritisch übernommen. In den bisherigen Veröffentlichungen auch im Internet war/wird an den Fakten deutlich vorbei gegriffen, als „Aufrufe von 1859“ zum preußisch-österreichischen Krieg von 1866 (!) genannt, ohne weitere Prüfung das Zeitungskürzel „K.Z.“ ihr zugeordnet, eine Veröffentlichung zu Franz Zitz sie in politischer Bedeutung diesem und L. Bamberger gleich stellt, gar Anklage wegen Hochverrat behauptet  und Altersarmut beklagt wird, letzteres trotz lebenslanger Alimentation und Augenfälligkeit des erhebliche Mittel voraussetzenden Grabdenkmals – einige für zahlreiche Beispiele haltloser und realitätsfremder Zuschreibungen. Immerhin sind zwischenzeitlich die diesbezüglichen Seiten des Instituts für geschichtliche Landeskunde zu ihr vom Netz genommen. Gelegentlich wiederkehrend wird  ihre mit F. Zitz und L. Bamberger angeblich ähnliche politische Bedeutung ohne jede Begründung behauptet. Eine solche kann es auch nicht geben... Die Feststellungen zeigen, daß sie im Vormärz und während der Revolution nicht nur politisch inaktiv war, sondern der demokratischen Bewegung schadete. 

Ergebnisorientierte Sichtweisen prägen die herkömmliche Literatur, Fakten werden ausgeblendet, vergleichende und objektive Recherche findet kaum statt, die Eigensicht der K. Zitz ist Richtschnur. Die nachgewiesenen Tatsachen – und nur um diese kann es gehen - zeigen gegenüber den bisherigen, mehr an Wunsch denn Wirklichkeit orientierten Darstellungen ein völlig anderes Bild von  Kathinka Zitz.

 

 

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