Heirat:

Die Schriftstellerin Kathinka Halein heiratete im Juni 1837 mit 36 Jahren den 2 Jahre jüngeren, wohlhabenden, erfolgreichen und attraktiven Mainzer Advokaten Dr. Franz Zitz. Nach übereinstimmender zeitgenössischer Auffassung und späterer Literatur war das Eheversprechen mit ihrem Selbstmordversuch erpreßt. Das durchschnittliche Heiratsalter bei Frauen lag 1850 zwischen 22 und 24 Jahren (s. “Bürgerinnen und Bürger...”, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 77, v. Ute Frevert, 1988, S. 95). Als anstößig und heftige Diskussionen auslösend galt ein – auch nur geringer – Altersvorsprung der Frau (a. a. Ort S. 96). Eine unverheiratete Frau ab 25 war alte Jungfer, eine 30-jährige gar “verwelkt”, Heirat und damit Versorgung so gut wie aussichtslos (s. “Matrone, alte Jungfer, Tante – das Bild der alten Frau in der bürgerlichen Welt des 19. Jhdts” in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. XXX, 1990, S. 44/74). Ältere ledige Frauen - d. h. über 25 bzw. 30 Jahre - waren „komische Figur...(Zeitschrift für Geschichtsdidaktik, Bd. 2004 zu “Hagestolze/alte Jungfern”, S. 73). K. Zitz war bis auf Hausrat vermögenslos (Ehevertrag v. 2. 6. 1837, LA Speyer Bestand K 55 Nr. 296)

Eine freiwillige Heirat des als Liebling der Damenwelt geltenden und dieser Rolle auch folgenden F. Zitz wäre unter diesen Umständen nur aus alles überwältigender Liebe zu erklären. Ein anderer – außer einem unfreiwilligen - Grund wäre nicht denkbar. Für eine solche Liebe gibt es aber nicht den geringsten Hinweis, im Gegenteil: Hochzeitsreise fand ohne sie statt, er ging nach wie vor eigene Wege, folgte nachhaltig seinen Neigungen, suchte stets der Gesellschaft mit ihr auszuweichen. Ehe wollte und bedurfte er von Anfang nicht – und zeigte das deutlich. Bald konnte er die aufgezwungene „Gemeinschaft“ nicht mehr ertragen, flüchtete und traf nie mehr mit K. Zitz zusammen. Er leistete lieber lebenslangen Unterhalt statt – wie von ihr erhofft – zurückzukehren (s. Ludwig Bamberger in „Erinnerungen", Berlin 1899. Bamberger war exzellenter Kenner der Mainzer Gesellschaft, engster Berater Bismarcks in Finanzfragen, Abgeordneter für Mainz im Reichstag, in Reputation und Korrektheit über jeden Zweifel erhaben, seine Mutter war Vizepräsidentin der „Humania", s. dort) (Fränkel in ADB „ Allgemeine Deutsche Biographie“ um 1900 zu K. Zitz)( “Ein Tag in der Paulskirche”, Spamer Verlag Leipzig, 1848)( Köhler in „Mainzer Zeitschrift" v. 1989/90, S. 167)( Keim in „Mainzer Vierteljahreshefte“ 1. Jahrgang, Heft 4, Jg. 81, S. 113 ff.)( “Persönlichkeiten der Stadtgeschichte“, Bd. 2 v. W. Balzer, 1989, S. 66)( „Mainzer Wochenblatt“ Nr. 34 v. März 1848)). Die subjektiven Schilderungen von K. Zitz als nachträgliche Umwertung der Umstände ihrer Heirat mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt (s. Fazit zu “Demokratin....”) finden in den Fakten keine Stütze, bleiben beweislos (“Einige Worte an das Publikum...“, s. mog. m. 3163, Stabi Mainz). Ihre Darstellung steht allein, die Zeitgenossen und spätere Quellen sprechen anders (s. obige Nachweise).